WdJ 2016

Waldentwicklung / Geschichte

Der Frankenwald war bis ins frühe Mittelalter ein ausgedehnter, geschlossener Urwald, der sogenannte „Nortwald“. Er wurde aufgrund der klimatischen Ungunst relativ spät besiedelt, wobei die Siedlungen fast nur auf den Hochflächen entstanden. Den Urwald bildeten überwiegend Buchenwälder mit wechselnden Anteilen von Tanne, daneben Traubeneiche und anderen Laubhölzern in den tieferen Lagen.

Nachdem die landwirtschaftliche Produktion aufgrund der rauen Mittelgebirgsverhältnisse immer schwierig war, nutzten die Menschen dieses Landstriches schon früh den Wald als zusätzliche Einnahmequelle. Handwerkliche Holzverarbeitung war für viele Familien ein zusätzlicher Erwerbszweig.Dazu kam die Köhlerei. Riesige Holzmengen wurden als Brennholz genutzt. Bereits frühzeitig wurde auf den Frankenwaldbächen und –flüssen Holz geflößt.

Da sich Buchenholz schlecht bzw. nicht flößen lässt, drängte man bereits im 16. Jahrhundert die Buche in den Wäldern stark zurück. Zwischen 1500 und 1700 änderte sich die Baumartenzusammensetzung im Frankenwald wesentlich. Hatte zu Beginn dieses Zeitraumes der Bestockungsanteil der Tanne schätzungsweise 60 % und jener der Laubbäume verschiedener Art ca. 40 % betragen, so verschob sich das Mischungsverhältnis gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf 80 % Tanne, 10 % Fichte und nur 10 % Laubhölzer.

Im Einflussbereich der Bamberger Fürstbischöfe hielt sich die tannenfreundliche Plenternutzung länger, verkam allerdings im 18.Jahrhundert immer mehr zu einer „Plündernutzung“. Im Bereich der Bayreuther Markgrafen wurde bereits ab 1750 nur noch der schlagweise Betrieb praktiziert, wovon besonders die Fichte profitierte.

Die ungeregelte Bedarfswirtschaft, die Pottaschegewinnung für die Glashütten, die Kohlholzgewinnung für die Köhlerei sowie der gezielte Aushieb der Buche veränderte die Waldzusammensetzung stark. Die Tanne verlor ihre für ein gesundes Wachstum notwendigen Laubbaumbegleiter. Übernutzungen führten zu Lichtungen und ausgedehnten Blößen in den Wäldern.

Erst in der bayerischen Zeit nach der Säkularisation versuchte man eine planvolle Forstwirtschaft einzuführen und den Raubbau im Wald zu stoppen. Der gesamte Frankenwald erhielt 1830 ein umfassendes sogenanntes „primitives Operat“, das für die damalige Zeit eine großartige Arbeit darstellte. Die Tanne war zu dieser Zeit mit über zwei Drittel Anteil immer noch die prägende Baumart des Frankenwaldes, der Siegeszuges der Fichte war aber bereits eingeleitet:Durch Kahlschlagwirtschaft, begleitet von größeren Sturm- und Schneebruchereignissen, verlor die Tanne bis zu Beginn des 20.Jahrhunderts weiter an Boden. Im Jahr 1910 betrug ihr Anteil an der Bestockung nur noch ein Drittel, die Buche war bis auf wenige Reste verschwunden.

Das 20. Jahrhundert war im Frankenwald geprägt von einem weiteren drastischen Rückgang der Tanne durch allgemeine Luftverschmutzung und verschiedene Temperaturextreme, begleitet von langem Festhalten an der Kahlschlagwirtschaft. Bis zur Reduktion der besonders tannenfeindlichen Schwefelemissionen in den 80er Jahren war der Tannenanteil auf rund 1 % gesunken. Erfreulich waren dagegen die Bemühungen zur verstärkten Bucheneinbringung ab den 70er Jahren, die zu Laubholzanteilen von rund 15 % bis zur Jahrtausendwende führten.

Die forstlichen Anstrengungen zur weiteren verstärkten Einbringung von Buche und Tanne in den Frankenwald wurden seitdem fortgesetzt und angesichts des immer deutlicher ausgeprägten Klimawandels noch intensiviert. Die aktuelle Waldbauplanung strebt für den Staatswald im Frankenwald Baumartenanteile von rund 40 % für Buche und andere Laubhölzer und mindestens        5 %, besser 10 % Tanne an. Mischbaumarten wie Douglasie und Lärche sollen auch weiter eine wichtige Rolle spielen. Zusammen mit einem Fichtenanteil von deutlich unter 50 % werden nachhaltig klimastabile, in jeder Hinsicht leistungsfähige Mischbestände angestrebt. Im Privatwald wird durch intensive forstliche Beratung und gezielte staatliche Förderung eine vergleichbare Entwicklung angestrebt.