Noch vor ungefähr eineinhalbtausend Jahren war der Solling ein nahezu unberührtes Waldgebiet. Das raue Klima und die dichten Wälder auf den armen Böden hielt Menschen lange Zeit davon ab, die Mittelgebirge zu besiedeln. Daher bildete der Wald bis ins frühe Mittelalter den Hauptanteil der Landschaft und in den Mittelgebirgen fand sich ein weitgehend geschlossenes Waldbild. Die Rotbuche hatte sich dort auf Kosten von Ahorn, Linde und Ulme so stark ausgebreitet, dass sie auf den meisten Waldflächen vorherrschte.
Auf den relativ nährstoffarmen Flächen der Kalk- und Sandsteinböden der umliegenden Höhenzüge konnte die Rotbuche ihre Konkurrenzstärke bei dem wärmeren Klima voll ausspielen. Das geschlossene Bild war zeitweise unterbrochen durch einzelne freistehende, zum Teil abgestorbene Bäume. Vereinzelte gerodete Lichtungen deuteten auf die frühen Lagerplätze von Menschen hin. Die natürlichen Lichtungen entstanden durch Katastrophen, wie Windbruch, Feuer, Schnee- oder Eisschäden. Wisent, Auerochse, Rotwild und andere große Tiere wirkten vermutlich auf das Landschaftsbild ein und schafften kleinräumig Offenlandschaften. Eichen wurden schon früh von den Menschen geschont und gefördert und prägten kleinere Bereiche durch lichte Baumbestände. Die fruchttragenden, lichtliebenden Eichenbäume ermöglichten vor allem auf den Südhängen die Waldweide und die Mast von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Pferden.
Nach und nach rodeten Menschen die ausgedehnten Waldflächen und bereits im 13. Jahrhundert erreichte die landwirtschaftliche Nutzung ihre größte Ausdehnung. Weit zogen sich die Ackerflächen aus dem Wesertal auf die umliegenden Höhen des Sollings hinauf. Der Wald bedeckte nur noch 20 % der Landschaft. Nie wieder sollte sich das Ackerland und die Wiesen und Weiden so weit ausdehnen.
Gründe waren vor allem das starke Bevölkerungswachstum in den vorangegangenen Jahrhunderten aber auch die stetig verbesserten Anbaumethoden. Auf den steileren Oberhängen der Anhöhen wurden kleine Terrassen angelegt, die mit Hecken und Bruchsteinen gegeneinander abgegrenzt und gesichert wurden. So wurde auch auf diesen schwer zu bewirtschaftenden Standorten eingeschränkt mühsamer Ackerbau ermöglicht. Lediglich die Kuppen der Mittelgebirge und die sehr steilen Hänge bedeckte noch Wald. In der Nähe der Dörfer wurden Obstgärten angelegt. Neben Äpfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Kirschenbäumen wurde häufig an zentralen Stellen der Orte Nussbäume gepflanzt.
In den natürlicherweise von Rotbuchen bestimmten Wäldern nahmen durch die zahlreichen Auflichtungen im 12./13. Jahrhundert die lichtliebenden Baumarten wie Birke und Haselnuss stark zu. Eichen hatten einen besonderen Wert, da man mit den Eicheln die Schweine füttern konnte.
Daher wurden sie vor allem aufgrund der zunehmenden Mast der Schweine immer stärker vom Menschen gefördert und breiteten sich dementsprechend aus. Die zu Boden fallenden oder mit langen Stangen geschlagenen Eicheln waren eine willkommene Herbstnahrung, für die die Schweine in den Wald getrieben wurden. Bis vor 250 Jahren waren Mast und Weide im Wald noch von großer Bedeutung. Nicht nur Schweine, sondern auch Rinder, Schafe und Ziegen wurden zu Tausenden in den Wald getrieben. Das Vieh streunte zum Teil ohne Hirten im Wald umher und ernährte sich von der Krautvegetation oder den Trieben junger Bäume. Eine natürliche Verjüngung war fast unmöglich, so dass die Bestände zunehmend überalterten und lichter wurden. Große Blößen und Flächen auf denen nur noch einzelnen Bäume standen (Räumden) beherrschten daher um 1740 weite Flächen des Hochsollings.
Verschiedene Handwerke, Metallverarbeitung oder Töpferei benötigten immer mehr Holz als Energiequelle. Zahlreiche Holz verbrauchende Gewerbe, wie Glashütten, siedelten sich bereits im 14. Jahrhundert zunächst als Wanderglashütten, später oft als ortsfeste Hütten an. Sie verbrauchten Unmengen an Holz für die Befeuerung der Öfen. Die notwendige Holzkohle produzierten Köhler überwiegend aus Laubbäumen (Buchen). Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass der Bestand der Rotbuche im Laufe der Jahrhunderte stark abnahm. Natürliche Buchenverjüngung blieb aus oder wurde vom Weidevieh aufgefressen.
Daneben benötigte man große Mengen Bauholz für die Schiffahrt und das Bauwesen, so dass die Entnahme von Holz den Rückgang der Wälder zusätzlich verstärkte.
Jahrhundertelang gab es im Solling keine geregelte Forstwirtschaft, der Gedanke an Nachhaltigkeit war weit weg. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde durch strenge Regelungen dem Raubbau des Waldes ein Ende gesetzt. Um die Wälder des Sollings verdient gemacht hat sich Oberjägermeister von Langen. Er prägt zum ersten Mal den Begriff Nachhaltigkeit in der Waldnutzung und führte eine „pflegliche, zukunftsorientierte Waldbehandlung“ ein.
Er erreichte dies durch den Erlass zahlreicher Reformen, die noch heute die über 300-jährige Tradition der nachhaltigen Waldbewirtschaftung prägt. Auf seinen Verdienst geht auch die Ansiedelung zahlreicher holzverarbeitender Industrien, so auch die Gründung der Fürstenberger Porzellanmanufaktur im alten Jagdschloss der Braunschweigerischen Herzöge und der eisenverarbeitenden Wilhelmshütte in Holzminden sowie vieler weiterer Glashütten im Solling zurück.
Mit der Aufforstung der „Blößen“ und „Räumden“ – so der Begriff für Kahlflächen ohne Bäume - fand auch die Fichte im 18. Jahrhundert den Weg in den Solling. Das Aufforsten der ausgemergelten Böden mit der anspruchslosen und schnell wachsenden Fichte war zunächst am einfachsten. Sie feierte durch die Pflanzung in Reinkultur als „sogenannte Pionierpflanze“ auf den kargen Böden einen vermeintlichen Sieg. Das Ziel der damaligen Forstwirtschaft war eine höchstmögliche Forstproduktion.
Die Fichte mit ihren starken Wuchsleistungen und hohen Erträgen wurden diesem Ziel zunächst gerecht und so prägt die Fichte heute entscheidend das Waldbild des Naturparks Solling-Vogler. Seit einigen Jahrzehnten gehen die Niedersächsischen Landesforsten dazu über, vermehrt Mischwälder anzupflanzen. Dies wird auch den Zielen der niedersächsischen Landesforstverwaltung einer langfristig ökologischen Waldentwicklung gerecht.
Leitlinie des heutigen Handelns ist das LÖWE-Programm — Langfristige Ökologische WaldEntwicklung. Der Wald wird in nachhaltiger und wirtschaftlicher Weise durch eine umfassende Pflege der Waldökosysteme so fortentwickelt, dass im Interesse des Allgemeinwohls seine Leistungsfähigkeit und Nutzbarkeit dauerhaft gesichert ist.
Der Solling wird mit Hilfe von 13 Grundsätzen naturnah, mit einer möglichst hohen ökologischen Vielfalt, einer hohen Erholungseignung und einer nachhaltigen Holzproduktion bewirtschaftet. LÖWE beinhaltet mit dem Waldschutzgebietskonzept und dem Habitatbaumkonzept auch zwei Naturschutzgroßprojekte.
Mehr Infos zum LÖWE-Programm erhalten Sie unter www.landesforsten.de .