WdJ 2016

Forstamt Neu Pudagla

Forstamt Neu Pudagla
In der vorpreußischen Zeit wurden das Forst- und Jagdrecht durch den jeweiligen Grundherrn ausgeübt.

 

1722 erfolgte die Trennung der forstlichen von der amtlichen Verwaltung. Die oberste forstliche Verwaltung war in Stralsund angesiedelt und wurde durch einen Landjäger geleitet, dem auf Usedom je ein Heidereiter in Korswandt und Pudagla sowie je ein Holzwärter in Kamminke und Zinnowitz unterstellt waren.

Die Oberförstereien Korswandt und Kaseburg (was im heutigen Polen liegt) wurden 1826 zur Oberförsterei Friedrichthal zusammengelegt.

 

Um näher an den preußischen Staatsforsten zu sein, wurde 1848/49 ein neues Forstamtsgebäude am „Herrenweg“, der damaligen Hauptverbindung zwischen dem alten Verwaltungszentrum Pudagla und Ückeritz, errichtet. In Anlehnung an den bisherigen Amtssitz wurde dieser als „Neu Pudagla“ bezeichnet. Das historische Gebäudeensemble, bestehend aus dem Amtsgebäude, einem Stall, einer Scheune und einem Backstubengebäude ist bis heute weitgehend erhalten geblieben. Von der Bundesstraße aus gelangt man über eine alte Kopfsteinpflasterstraße, die von einer malerischen Baumallee besäumt wird, zum Forstamt. Während der Bombenangriffe auf die Heeresversuchsanstalt Peenemünde arbeitete hier u. a. Dr. Helmut Hölzer, der Erfinder des elektronischen Analog-Computers und spätere Direktor im NASA-Raumflugzentrum in Huntsville, Alabama (USA). Mit der Inschrift „Forschen Einzelner verändert das Leben Aller“ erinnert ein Gedenkstein an das Wirken des genialen Wissenschaftlers.

 

1952 wurde der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Wolgast und auf Usedom die Oberförsterei Bansin gegründet. Erst mit Wiedereinrichtung der Forstämter 1992 zog diese wieder von Bansin nach Neu Pudagla um.

 

Die Forstverwaltung hat auf Usedom einen erheblichen Anteil an der Entwicklung des Badewesens. So legte Oberforstmeister Georg-Bernhard von Bülow, seit 1817 Besitzer des Rittergutes Gothen, 1818 durch die Parzellierung von 50 Morgen für Villen im Küstenstreifen und dem Bau des Logierhauses „Weißes Schloss“ 1824 auf dem Kulm den Grundstein des heutigen Heringsdorf.

Des Weiteren erteilte Oberförster Schulze 1851 die Zugangsgenehmigung zu den Stränden der Badeorte durch die königlich-preußischen Forsten (freies Betretungsrecht, das passierte in der BRD z.B. erst ab 1975), die erst die Seebäderentwicklung ermöglichte. 1885 erfolge der Straßenbau durch das „Gänsemoor“, die heutige B111, die im Wesentlichen dem 1851 von Oberförster Götze in Auftrag gegebenen Knüppeldamm folgte.