WdJ 2016

Bergbau und Eisenverarbeitung

Seit der Jungsteinzeit wurden Feuerstein und verwandte Gesteinsarten bergmännisch gebrochen, teils im Tagebau, teils untertägig. Seit der späten Jungsteinzeit wurde Bergbau auf Kupfer betreiben. Im Übergang zur frühen Bronzezeit hat wahrscheinlich eine systematische Erzgewinnung an verschiedenen Stellen eingesetzt. Es sind bedeutende untertägige Bergbaubetriebe mit Verzimmerungen, Förder- und Steinanlagen,  Stein-, Metall- und Holzgeräten sowie den dazugehörigen Schneide- und Schmelzplätzen gefunden und erforscht worden. Das erzführende Gestein wurde erhitzt, durch Begießen mit Wasser brüchig und somit  leichter abbaufähig gemacht.
Eisenerze (hauptsächlich Bohnerz, Braun- und Raseneisenstein) hat man seit der Hallstattzeit (um 700 bis 2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.) gewonnen und in „Rennöfen“ verhüttet. Etwa um die Zeit des 6. – 7. Jh. v. Chr. wurde der Meulenwald von der Hunsrück-Eifel-Kultur besiedelt. Sie stellt eine Randerscheinung der Spät-Hallstatterscheinung dar (Hallstattkultur: ältere Kultur der Eisenzeit, etwa 1.200 – 450 v. Chr., benannt  nach dem Fundort am Hallstatter See).
Der jüngere Abschnitt der Hunsrück-Eifel-Kultur zeigt eine Verwandtschaft zur keltischen Latène-Kultur (Laténezeit: jüngere Eisenzeit, etwa von 450 v. Chr. an, benannt nach einer Fundstelle am Neuenburger See).
Reichhaltige Funde von ganz eigenständigen keramischen Erzeugnissen und Arbeiten aus Metall zeugen vom Wohlstand der Kelten, zumindest der herrschenden Schicht und der sozialen Oberschicht. Die  Ausnutzung der Eisenvorkommen wird die Erklärung für den Reichtum der keltischen Oberschicht sein. Die Kelten waren Meister in der Bearbeitung des Eisens und sicherlich machten sie sich die bei Quint,  Schweich, Zemmer, Rodt, Schleidweiler und Naurath anstehenden Eisenerzvorkommen zunutze.
Die ausgedehnt verlaufenden Pintenzüge im Meulenwald (Pinge oder Binge: durch Einsturz alter Grubenbaue trichterförmige Vertiefungen an der Oberfläche) lassen auf ein hohes Alter des Bergbaus und wohl auch  der Eisenverarbeitung schließen. Bergbau und Eisenverarbeitung sind in diesen frühen Zeiten vornehmlich wohl entstanden durch die Rot- und Brauneisensteingänge. Die Gänge der Gruben weisen Roteisenstein mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 46 % und Manganerz auf.
Durch die Funde aus verschiedenen Gräbern der Hunsrück-Eifel-Kultur kann eine Einteilung des sozialen Aufbaues der in dieser Zeit lebenden Menschen vorgenommen werden. Man kann differenzieren zwischen   einer ärmlichen, besser gestellten und reichen Bevölkerungsschicht, was wiederum den Schluss auf eine Einteilung in Arbeiter, Handwerker (also wohl auch Bergleute und Schmiede), vielleicht auch noch Kaufleute und eine Oberschicht neben den Arbeitern und Bauern in der Landwirtschaft und Viehzucht zulässt.
Da die ausgedehnten Wälder des Meulenwaldes Holz in Fülle lieferten, waren die Gestehungskosten für die Eisenproduktion recht niedrig; der Tauschwert der von den Handwerkern hergestellten Waffen und Eisenwaren dagegen sehr hoch.
Auch die Treverer, die Caesar für die Jahre 58 und 50 v. Chr. nennt, haben das Bergbau- und Hüttenwesen weitergeführt, was zu ihrem Wohlstand beigetragen haben mag.
Wie hatte man sich den Bergbau und die Eisenverarbeitung damals vorzustellen?
m Bergbau hat sich gegenüber früher nicht viel verändert. Die Fronhöfe ließen die Landarbeiter und Bauern dort graben, wo Erz vermutet wurde oder wo vielleicht aus früheren Zeiten Gruben verschüttet waren, bis sie das Eisenstein erreichten. Das Erz lag in sogenannten Flözen; die Adern hatten eine Dicke von 1-3 m. Stieß man auf stärkeres Grundwasser, wurde an anderer Stelle gegraben. Die Schächte waren meist nur ein Rundloch von 2 m Durchmesser. Um ein Abbröckeln des Bodens zu verhindern, wurden aus Ästen gebogene Holzreifen an den Innenwänden angebracht. Ein an einem Seil befestigter korbähnlicher  Behälter beförderte die Arbeiter nach unten, die den Korb mit Materialien beluden, der dann nach oben gezogen wurde. Das Grundwasser wurde mit Eimern gleichfalls nach oben transportiert. An Ort und Stelle gab es auch Schmelzöfen und Schmieden, die das Eisen verarbeiteten, oder das Erz wurde zu Schmelzen gefahren. Später gab es dann, wenn der Abbau sich lohnte, auch Stollenbau, wobei das Material mit  Holzwägelchen zum Schacht oder Ausgang transportiert wurde.

 

Fruehling (69) Meulenwald  Foto Malburg