WdJ 2016

Wegekreuze und Bildstöcke

In den Eifelgebieten wird der Buntsandstein in zahlreichen Brüchen gewonnen, aus dem über 90 % der Wegekreuze und Bildstöcke gefertigt werden.
Die Sandsteinkreuze reichen in ihrer Errichtungszeit bis zum Jahr 1500 und noch früher zurück. Sie erzählen aus der Zeit des 30jährigen Krieges, aus der Hexen- und Pestzeit, aus der Zeit der Franzosenherrschaft in unserem Land. Nicht selten künden Inschriften auf Steinkreuzen von Ereignissen aus längst vergangener Zeit. So sind die Wegekreuze Dokumente geworden, die nicht nur Zeitereignisse widerspiegeln, sondern auch in ihren Inschriften die Namen der ältesten Dorffamilien nennen, die vielleicht heute noch – nach 300 Jahren – im Dorf weiterleben.
Die allgemeine Form der Wegekreuze ist als Balken-, Schaft-, als Nischenkreuz, Bildstock, Wegbild oder als Schrifttafel gearbeitet. Durchschnittlich kann man in einem Ort etwa 6-8 Wegekreuze zählen. Diese Zahl dürfte die Annahmen bestätigen, dass man vor vielen Jahrzehnten den Bittgang zu den „Sieben Kreuzen“ kannte. Diese besondere Form des dörflichen Gemeinschaftslebens wurde von den Kindern des Dorfes ausgeführt, wenn ein Dorfbewohner schwer krank oder übermäßig lange im Todeskampf lag. Aber auch die übrige Dorfgemeinschaft nahm regen Anteil am Bittgang und pilgerte betend zu sieben Kreuzen der  Dorfgemarkung. Vor jedem Kreuz kniete man sich nieder und betete für eine Wendung der Krankheit. Dabei machten die Entgegenkommenden den Betenden den Weg frei. Fuhrwerke hielten am Wegesrand an, Herden wurden zur Seite getrieben und alle, die der Gruppe begegneten, blieben für kurze Zeit mitbetend stehen.
Dieser Brauch war bis in die 1980er Jahre noch in etwa 40 Gemeinden des Bezirks Trier üblich. Nachweisbar war er noch an der Mosel. Doch ist dieser fromme Brauch vielerorts in Vergessenheit geraten.
Ganz alte Kreuze, die sogenannten Eifeler Nischenkreuze, stehen im Südeifelraum und reichen bis in die Gegend von Butzweiler. Sie stellen eine besonders charakteristische Form dar und stammen aus der Zeit um 1600. Sehr alt ist auch das Milokreuz in Trier-Ehrang, das zum Teil aus einem römischen Meilenstein gefertigt ist.
Andere Wegkreuze befinden sich an Richtstätten, wo früher Hexen verbrannt wurden, oder erinnern an die Pestzeit.
Dass als Standort für die Kreuze meist Straßen- oder Wegekreuzungen ausgewählt wurden, beruht sicherlich auf der Anordnung des Papstes Leo XI., Kreuze dort zu errichten, wo man sich zu begegnen pflegt.
Zurzeit der Bilderstürmer (1525), in der französischen Zeit, der Zeit des Nationalsozialismus und in Kriegszeiten wurden Kreuze zerstört oder verschwanden gänzlich.
 
 
Johannes-Wilhelm-von-Dischet
Wegekreuz 1702 Foto Malburg