WdJ 2016

Geschichte des Grunewaldes

Im Mittelalter war der heutige Grunewald Teil des Waldgebietes Teltower Heide. Zu dieser Zeit wurde er von der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden als Waldweide sowie für Imkerei und Pechgewinnung genutzt. Um den Holzbedarf zu decken, wurden große Waldflächen gerodet.

Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert nutzten die preußischen Kurfürsten und Könige den Grunewald als Jagdgebiet. Für die Jagd wurde der Wildbestand hoch gehalten, Teile des Grunewaldes wurden gegattert. Die Folge war ein starker Rückgang an Laubhölzern im Grunewald. Kurfürst Joachim II. ließ 1542 von Caspar Theyß an einem der Waldseen, dem heutigen Grunewaldsee, ein Jagdschloss errichten, das er "Haus zum gruenen Walde" nannte. Hierin liegt auch der Ursprung des späteren Namens Grunewald für das gesamte Waldgebiet.

Jagdschloss Grunewald (Planungsbüro Förster)

Im Laufe des 18. Jahrhunderts schritt der Siedlungsbau im Berliner Raum stetig voran. Damit stieg der Bedarf an Bau- und Brennholz und die forstliche Nutzung wurde intensiviert. An Stelle der Laubbäume wurden schnellwüchsige Kiefern gepflanzt und aus dem lichten Mischwald mit Heide- und Trockenrasenflächen wurde ein Kiefernforst. Die bis dahin übliche Plenterung wurde durch eine Hochwaldwirtschaft mit längeren Umtriebszeiten abgelöst. Bereits 1775 bestand der Grunewald fast ausschließlich aus Kiefern.

Kiefernbestand (Berliner Forsten / Th. Wiehle)

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt Waldflächen als Bauland für Villensiedlungen verkauft, sodass weitere Waldflächen verloren gingen. Die Waldkante rückte immer näher an die Grunewaldseenkette heran.

Um den Trinkwasserbedarf der neuen Siedlungsbereiche zu decken, gingen die Wasserwerke Teufelssee und Beelitzhof 1872/73 bzw. 1888 in Betrieb. In Folge dessen sanken die Grundwasserstände um bis zu 9 m, was sowohl für die Gewässer und Moorgebiete als auch den Baumbestand des Grunewaldes erhebliche Auswirkungen hatte. Seit 1913 muss die Grunewaldseenkette künstlich mit Havelwasser gespeist werden, um die Gewässer zu erhalten.

Grunewaldsee (Planungsbüro Förster)

Mit dem Dauerwaldkaufvertrag von 1915 erwarb der Zweckverband von Groß-Berlin vom Königlich Preußischen Staat den Grunewald mit dem Ziel, der Bevölkerung "die Gelegenheit der Erholung und Erfrischung im Freien und im Walde zu sichern". Die neue Stadtgemeinde Groß-Berlin übernahm 1920 den Wald und die Verpflichtung, den Wald zu erhalten und von Bebauung freizuhalten.

Durch Brände im Zweiten Weltkrieg und Abholzungen im Nachkriegswinter 1945/46 wurden ca. 60% des Baumbestandes des Grunewaldes zerstört. Zusätzlich gingen große Waldflächen für die Ablagerung von Trümmerschutt und durch den Bau militärischer Anlagen der Alliierten verloren. Am Langen Luch wurde beispielsweise ein amerikanisches Munitionsdepot errichtet.

Bereits 1949 begann die Wiederaufforstung des Grunewaldes im Rahmen des sogenannten GARIOA-Programms. Abermals wurde die schnellwüchsige Kiefer angebaut, um die Wälder zügig wieder herzustellen. Erst später änderten sich die waldbaulichen Ziele. Die Berliner Forsten bauten verstärkt Laubbäume an, so dass in weiten Bereichen des Grunewaldes wieder Mischwald entstehen konnte.