WdJ 2016

Traubenkirschenbekämpfung

Bei der Entwicklung der angestrebten Mischwälder werden die Berliner Förster mit einem Problem konfrontiert: der aus Nordamerika stammenden Spätblühenden Traubenkirsche. Dieser invasive Neophyt breitet sich insbesondere in den alten, einschichtigen und lichten Kieferreinbeständen aus. Unter natürlichen Bedingungen würden sich auf diesen Standorten heimische Laubbaumarten untermischen. Unter der lichten Kiefernbestockung gedeiht die schattenertragende Spätblühende Traubenkirsche so gut, dass sie die einheimischen Laubhölzer ausdunkelt, da diese in der Jugend nur Halbschatten ertragen können. Darüber hinaus wird die Spätblühende Traubenkirsche vom Wild nicht verbissen, da ihre Blätter den giftigen Stoff Amygdalin enthalten.

So können sich die Spätblühenden Traubenkirschen ohne Konkurrenzdruck unter den lichten Dächern der Kiefern ansiedeln. Sie bilden rasch sehr dichte und dunkle Dominanzbestände, und verhindern damit die natürliche Verjüngung der Wälder.

Kiefer mit Spätblühender Traubenkirsche im Unterwuchs (Berliner Forsten / Th. Wiehle)

Im Grunewald konzentrieren sich die Förster vor allem auf den vorsorglichen Umbau der mittelalten Kiefernbestände. Aufgrund des geringeren Lichteinfalls (im Gegensatz zu den alten Beständen) wachsen in solchen Beständen deutlich weniger Spätblühende Traubenkirschen. Ziel der Berliner Forsten ist es, die vorhandenen lichten Waldflächen bereits frühzeitig mit heimischen Baumarten zu bepflanzen und so zu verhindern, dass sich die Spätblühende Traubenkirsche ansiedeln kann.

Wenn sich die Spätblühende Traubenkirsche einmal etabliert hat, gestaltet sich die Entfernung äußerst schwierig. Da in den Berliner Forsten der Einsatz von chemischen Mitteln wie Herbiziden aufgrund der Zertifizierung nicht möglich ist, bleibt den Berliner Forsten nur die manuelle Entfernung der Spätblühenden Traubenkirschen. Das Austriebsvermögen dieser nordamerikanischen Baumart ist jedoch so stark, dass eine Fällung allein nicht ausreicht. Auf Stammverletzungen reagiert die Spätblühende Traubenkirsche mit extremen Austrieb und besonders starker Fruchtbildung im Folgejahr. Allein das vollständige Roden der gesamten Pflanze führt zum Erfolg. Im Grunewald werden die Spätblühenden Traubenkirschen häufig mit Rückepferden gerodet. Diese Methode ist besonders bodenschonend und damit naturverträglich.

Traubenkirschenrodung mit Pferd (Planungsbüro Förster)

Auch nach der Rodung ist eine mehrjährige intensive Nachpflege erforderlich, da die Spätblühende Traubenkirsche sich auch aus Wurzelfragmenten wieder regenerieren kann. Darüber hinaus befindet sich im Boden eine Vielzahl von Samen, die aufgrund der optimalen Lichtverhältnisse im Frühjahr nach der Rodung sofort keimen.

Eine Methode, die weniger Nachpflege erfordert, ist der Einsatz des Violetten Knorpelschichtpilzes, einem Bioherbizid. Die Methode stammt aus den Niederlanden und der Schweiz und wurde von den Berliner Forsten bis zur Ausführungsreife weiterentwickelt. Da das Verfahren jedoch verhältnismäßig aufwendig ist, kommt es nur auf wenigen Flächen zum Einsatz.